Herbstzeitlose im Heu – Eine unsichtbare Gefahr für Pferde

Immer wieder heißt es, Pferde würden Herbstzeitlose im Heu erkennen und aussortieren – ein gefährlicher Irrglaube. Tatsächlich zeigen aktuelle Studien, dass Pferde getrocknete Pflanzenteile der Herbstzeitlose nicht zuverlässig meiden und diese unbemerkt mitfressen können. Während auf der Weide das Risiko oft geringer ist, weil erfahrene Tiere die Pflanze in der Regel meiden, wird es besonders dann kritisch, wenn die Futtergrundlage knapp ist – etwa bei kargem Bewuchs oder in Heu, das unbeabsichtigt kontaminiert wurde. Die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) gehört zu den giftigsten Pflanzen für Pferde, und das Tückische: Ihre Giftigkeit bleibt auch nach der Trocknung vollständig erhalten.
Warum ist die Herbstzeitlose so gefährlich?
Die Pflanze enthält das hochgiftige Alkaloid Colchicin, ein Zellgift, das auf den gesamten Organismus wirkt. Besonders Giftig: Alle Pflanzenteile – Blätter, Blüten und insbesondere die Samen – sind toxisch. Bereits kleinste Mengen können zu schweren Vergiftungen oder sogar zum Tod führen.
Eine aktuelle französische Studie (Veuvert et al., 2023) hat gezeigt, dass Pferde Herbstzeitlose im Heu nicht zuverlässig meiden, sondern unbeabsichtigt mitfressen. Damit ist die oft angenommene „Sortierfähigkeit“ der Tiere in Bezug auf Giftpflanzen im Heu wissenschaftlich widerlegt.
Mögliche Vergiftungssymptome
Je nach aufgenommener Menge treten unterschiedliche Symptome auf:
Akut:
- Magen-Darm-Reizungen: Koliken, Durchfall, blutige Ausscheidungen
- Atemwegsprobleme: Atemnot, Husten, Schleimhautreizungen
- Neurologische Auffälligkeiten: Zittern, Lähmungen, Koordinationsprobleme
Chronisch (bei wiederholter Aufnahme kleiner Mengen):
- Leberbelastung: Trägheit, Stoffwechselstörungen
- Nierenschäden: Veränderungen der Flüssigkeitsausscheidung
- Reizungen des Verdauungstrakts
Bei Verdacht auf Vergiftung sollte sofort tierärztlicher Rat eingeholt werden. Ein Nachweis von Colchicin ist durch eine Harnuntersuchung möglich.
Was bedeutet das für die Heufütterung?
Da Colchicin hitzestabil ist, wird die Toxizität weder durch Trocknung noch durch Silierung zerstört. Das bedeutet: Auch im Heu bleibt die Herbstzeitlose giftig. Besonders kritisch ist Heu aus extensiv bewirtschafteten Flächen, auf denen sich die Pflanze unbeobachtet ausbreiten kann. In diesem Artikel kannst dumehr über Heuqualität nachlesen.
Was kannst du als Pferdehalter tun?
- Mähwiesen regelmäßig kontrollieren – schon im Frühling. Die Blätter erscheinen vor der Blüte und sind kaum zu entdecken.
- Verzicht auf Heu aus unbekannter Herkunft oder extensiven Flächen, vor allem im Frühling.
- Nur kontrolliertes, hochwertiges Heu aus bekannten Quellen verwenden.
- Verdächtiges Heu sofort entsorgen, bereits kleinste Beimengungen machen die ganze Charge unbrauchbar.
- Bei Symptomen schnell handeln – je früher eine Vergiftung erkannt wird, desto besser die Prognose.
Wie erkenne ich eine Herbstzeitlose?
Zusammenfassend
Die Herbstzeitlose ist keine harmlose Wiesenpflanze, sondern ein potenziell lebensgefährliches Risiko für Pferde. Ihre Giftigkeit bleibt auch im Heu bestehen, und Pferde können sie kaum erkennen oder meiden. Deshalb ist sorgfältige Kontrolle der Futtergrundlage – insbesondere des Heus – essenziell.
Bleibe wachsam bei der Auswahl deines Raufutters und achte auf höchste Qualität. Wenn du unsicher bist, ob dein Heu für dein Pferd geeignet ist, empfehlen wir dir unsere kostenlose, unabhängige Futterberatung.
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