Übergewicht bei Pferden | EMS & Cushing - richtiges Abnehmen
Übergewicht bei Pferden: Pferde können nicht fasten - Hunger macht dick!
Anders als der Mensch kann das Pferd jedoch nicht durch Nahrungsverzicht abspecken. Der Körper des Pferdes ist auf Dauerfressen eingestellt und wird durch lange Fresspausen krank:
- Magengeschwüre
- Darmentzündungen
- psychischer Stress
- Hungergefühl
- Bauchschmerzen
sind die Folge. Darüber hinaus macht Hunger auch dick: Hunger verursacht Schmerzen und Schmerzen verursachen Stress - langfristig chronischen Stress. Beides wirkt sich negativ auf die hormonelle Steuerung des Insulinspiegels aus, wie Studien belegen und führen letztlich zu Gewichtszunahme oder 'Weight-loss-resistance' (=Resistenz gegen Gewichtsverlust). Lange Heupausen in der Nacht macht das Übergewicht bei Pferden sogar noch schlimmer, eine Studie der University von Louisiana zeigt auf, dass die Insulinresistenz bei Nachtkarenz noch verstärkt wurde. Auch Muskelschwund ist häufig die Folge während die Fettpolster bleiben, das heißt der Gewichtsverlust (gewogen) kommt über Verlust an Muskelmasse und nicht Fettabbau.
Übergewicht bei Pferden: Fett ist nicht nur eine 'Polstermasse' - Fett wirkt
Folgen von Hunger-Diät beim Pferd:
- Schmerzen, chronischer Stress
- Insulinresistenz verstärkt
- Leptin-Resistenz
- Muskelschwund
- Träger Stoffwechsel wird noch träger
- Leaky Gut Syndrom durch Stress, Leaky Gut Syndrom verursacht erhöhte Entzündungswerte (-> Leptin-Resistenz)
Wie aber können wir bei Übergewicht bei Pferden entgegenwirken?
Es ist unsere Verantwortung als Pferdebesitzer, das übergewichtige Pferd nicht einfach in ein restriktives Diätprogramm zu zwängen, das seiner Biologie nicht entspricht. Wir müssen die Umstände so abstimmen, dass unser Pferd ohne Stress und weitere gesundheitliche Schäden Gewicht abnehmen kann. Der Schlüssel liegt in der Reduktion von Kalorien, ohne die Fresszeiten über das gesunde Maß einzudämmen.
Übergewicht bei Pferden vermindern durch die Reduktion von Kalorien und die Erhöhung von Bewegungsanreize. Das hört sich einfacher an, als es oft ist. Hauptquelle für diese Kalorien sind Futtermittel, die einen hohen Gehalt an Zucker und Stärke aufzeigen. Hier ist vor allem das Heu im Fokus (auf Getreide und Krippenfuttermittel mit hohem Zucker- oder Stärkegehalt lässt es sich ja leicht verzichten) und natürlich auch Gras. Wenn Pferde abnehmen sollen, ist es empfehlenswert auf Gras generell zu verzichten.
Übergewicht bei Pferden: Wieviel muss mein Pferd abnehmen?
Übergewicht bei Pferden: Abnehmen ohne Hungern
Wie soll das gehen? Wie kannst du den Fütterungs-Spagat schaffen zwischen Reduktion der Menge und ausreichend Raufutter? Ganz einfach - kein Spagat, sondern du legst deinen Fokus auf die Reduktion der wasserlöslichen Kohlehydrate (Zucker- und Stärke Verbindungen) im Heu. D.h. damit dein Pferd gesund abnehmen kann, musst du dafür sorgen, dass es zuckerarmes Heu bekommt. Wenn wir zuckerreduziertes Heu füttern, können wir höhere Raufuttermengen füttern. Statt den oft empfohlenen 1,5% vom KG - das wären für ein 500kg Pferd spartanische 7,5kg - können wir auch 2,5% des KG füttern, also 12,5kg bei 500kg!
Wichtig: Zuerst Zuckerwert im Heu ermitteln
- Zuckergehalt im Heu im Labor auswerten lassen (optimal gleich inklusive Fruktangehalt)
- Zuckergehalt selbst messen mit einem Refraktometer (Bei Gras kannst du fein geschnipseltes Gras direkt durch eine Knoblauchpresse drücken und den Saft messen, Heu musst du vorher einweichen: Achtung ca. 100g Heu mit der gleichen Menge Wasser angießen und einweichen lassen oder in einer Küchenmaschine zerhäckseln, daraus die Probe nehmen)
Mein Heu hat über 10% Zucker - was tun?
Einweichen ist die empfohlene Maßnahme zur Zuckerreduktion, wenn du nicht schnell an anderes Heu kommst. Dabei bestimmt die aktuelle Heuqualität (Zuckergehalt und Art des Heus) wie lange du einweichen musst. Bei bestimmten Heusorten lösen sich die wasserlöslichen Kohlehydrate (Zucker- und Stärke Verbindungen) besser als bei anderen. Nun stellt sich die Frage, wie lange und wie einweichen? Die Antwort ist komplex, da viele Faktoren bestimmen, was in deiner Situation das richtige ist.
Wissenswertes zum Einweichen & Bedampfen
- Es können durch Einweichen bis über 50% des Zuckers reduziert werden - aber nicht von jedem Heu
- Früher Schnitt (weniger verholztes Heu): Zucker löst sich leichter mit Einweichen auch nach kurzer Zeit (unter 3h)
- Später Schnitt, grobes Heu (stärker verholzt): Zucker löst sich schwer bis kaum, auch nach Einweichzeiten von 16h
- Es ist also wichtig, den Ausganswert zu kennen!
- Die Einweichdauer wird also bestimmt durch die Heuqualität und die Höhe des Zuckergehalts
- Früher erster Schnitt Wiesenheu: Reduktion des WCS Gehalts nach 20 Minuten bei ca. 8%, nach 3 Stunden bei ca.27% und nach 16 Stunden bei 54%
- Im Vergleich sehr grobes Wiesenheu: nach 20 Minuten 2%, nach 3 Stunden ca. 5% und nach 16 Stunden ca. 9%
- Einweichen ist effektiver als Bedampfen in Bezug auf die Zuckerreduktion
- Kürzerer Einweichdauer, wenn das Wasser etwas wärmer ist (16 Grad)
- Bakterienbelastung durch Einweichen: abhängig von Dauer und Außentemperatur (und hygienische Qualität des Ausgangsheus)
- Ab 3 - 16 Stunden Einweichzeit: Heu mit frischem Wasser abduschen und sofort verfüttern, optimal ist es das Heu anschließend in den Bedampfer zu stecken (Bakterien)
- Praxistipp: Heu immer trocken abwiegen! ACHTUNG: eingeweichtes Heu ist aufgrund des Flüssigkeitsgehalt schwerer, Pferde dürfen mehr eingeweichtes Heu fressen als trockenes Heu!
- Achtung: Heulage eignet sich nicht gut zum Einweichen und triggert die Insulinausschüttung mehr als Heu, ist ungeeignet für eine Diät!
Übergewicht bei Pferden | Fresszeiten ausdehnen
- Mit Slow-Feeder Systemen wie Heunetzen lassen sich die Heumengen strecken - dh du verlangsamst du Nahrungsaufnahme - streckst die Fresszeiten und gleichzeitig reduzierst du die Menge.
- Die Faustregel besagt: Heunetz von 10cm Maschenweite bietet keine Einschränkung, 6cm bietet leichte Einschränkung - ideal für Einsteiger, 4,5 cm bietet deutliche Reduktion und ist die gängigste Variante, 3cm ist stark reduzierend und eignet sich für Profis und kleine Hufe
- Gewöhne dein Pferd langsam um, mische anfänglich loses Heu bzw. Maschengrößen
- Netze erhöhen auch das Einspeicheln und verhindern, dass die Pferde ihre Nase tief ins Heu tauchen (gut für Allergiker zb)
Was mache ich, wenn es doch Pausen gibt?
- Für Pferde ohne Magen- und Darmprobleme sollten Fresspausen maximal 4 Stunden betragen. Pferde mit empfindlichem Magen dürfen nicht länger als 3 Stunden ohne Raufutter sein.
- Zur Überbrückung können Astschnitte von pferdegeeigneten Bäumen und Sträuchern zum Knabbern angeboten werden (zB Weide, Haselnuss, Birke, Apfel-, Zwetschke-, Kirschbaum, Brombeerstaude, Himbeere etc.)
- In manchen Fällen kann die Gabe von kleinen Mengen Luzerne Heu Sinn machen (Verbesserung der Aminosäurenbilanz)
- Futterstroh kann ebenfalls in abgewogenen Mengen ergänzend angeboten werden, soll aber nicht mehr als 1/3 der Gesamtkraftfutterration ausmachen - Stroh kann auch mit Heu abgemischt werden
- In Pausen können auch Heuspielzeuge angeboten werden (Heubälle zB)
Darmgesundheit & Vitalstoffversorgung bei Übergewichtigen Pferden
Übergewicht bei Pferden | Bewegung
- Ein Cardio Training ist stoffwechselanregend und fördert auch die Fettverbrennung. Hier geht es darum mit langen Schritteinheiten zu arbeiten (zB 40km in der Woche im Gelände Schritt reiten). Mit gesteigerter Fitness kannst du auch die Einheiten intensivieren. Du musst dazu nicht reiten!
- Bewegungsanreize muss dein Pferd auch in der Freizeit bekommen: dh. Boxenhaltung ist suboptimal, wenn dein Pferd Übergewicht hat. Ein Paddock Trail ist optimal!
- Klimareize wirken sich auch auf den Energiebedarf aus: Pferde, die viel draußen sind, auch bei Kälte beispielsweise haben einen höheren Kalorienverbrauch