Die richtige Heubeurteilung
Qualität von Heu spielt eine entscheidende Rolle für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit unserer Tiere. Doch was bedeutet überhaupt "gute Heuqualität"? Ist diese für alle Pferde gleich? Wie können wir sicherstellen, dass unser Heu für unsere Pferde die beste Qualität hat? In diesem Artikel erfährst du, wie du Heu in der Praxis beurteilen kannst und worauf du achten muss, um hochwertiges Heu zu erkennen.
Warum ist die Heubeurteilung wichtig?
Für die Heubeurteilung sind verschiedene Faktoren wichtig. In der Praxis sieht es häufig so aus, dass du Heu, das dein Pferd bekommt, näher begutachten möchtest. Vielleicht wurde dir vom Tierarzt oder in der Futterberatung gesagt, dass dein Pferd bestimmte gesundheitliche Probleme (Atemwegserkrankungen, schlechte Leberwerte, Hautprobleme, Übergewicht etc.) entwickelt hat, weil die Heuqualität möglicherweise nicht entspricht. Hier erfährst du warum die Heuqualität für Gesundheit unserer Pferde wichtig ist.
Hier ist es wichtig, das Heu auf folgende Punkte zu begutachten - einen ersten Eindruck kannst du dir dabei selbst verschaffen:
- Hygiene (zB Schimmel, Staub, Lagermilben, brandiges Heu)
- Zusammensetzung (Gräsersorten , Giftpflanzen?)
- Struktur (grob, fein, Halmlänge)
- Energiegehalt (Zuckergehalte, Fruktane zB)
- Nährstoffgehalt
Keine Kompromisse können bei Hygiene, Giftpflanzen (zB Herbstzeitlose) oder Halmlänge eingegangen werden. Dann sind auch die Bedürfnisse deines Pferdes individuell zu berücksichtigen. Ist dein Pferd übergewichtig, benötigst du in jedem Fall ein energiearmes Heu. Hat es Schwierigkeiten mit den Zähnen oder Magengeschwüre, benötigt es ein feineres Heu.
Wie sollte man mit der Heubeurteilung beginnen?
Viele Pferdebesitzer haben schon Erfahrungen sammeln können, aber jeder von uns musste erlernen, wie man Heu beurteilt. Scheue dich nicht und leg los, das Heu deines Pferdes, sein Hauptnahrungsmittel ganz genau unter die Lupe zu nehmen.
So gehst du in der Praxis vor:
- Du nimmst aus dem fraglichen Heu eine oder optimal mehrere Proben aus dem Heuballen.
- Du steckst die Probe in einen Papiersack und schüttelst sie durch, dann steckst du die Nase rein und konzentrierst dich auf alles, was du wahrnimmst: Geruch, ob es kitzelt, brennt es in der Nase, musst du vielleicht husten? Notiere deine Beobachtungen.
- Dann leerst du das Heu am besten bei gutem Licht auf eine ebene Fläche und beobachtest die Staubentwicklung. Ist der Staub weiß und geht nach oben (=Schimmel), sinkt er nach unten (normaler Staub, darf auch nicht zu viel sein!), musst du dabei husten?
- Du betrachtest die Halme, welche Farbe sie haben, ob Flecken drauf sind oder nicht und kannst beginnen, ob du Gräser erkennst. Ist das Heu grob und holzig, fein, ist es sehr kurz oder sind die Halme lange?
Dies sind schon die wichtigsten Faktoren der Sinnenprüfung, über dieses Formular der Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt Gumpenstein kannst du deine Eindrücke als Beurteilung selbst eintragen und bewerten (Seite 24)
Qualitätsfaktoren für gutes Heu
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Gräser Zusammensetzung
Die Art der Graspflanzen, aus denen das Heu gewonnen wird, hat einen großen Einfluss auf die Heuqualität. Heu aus verschiedenen Gräsern und Leguminosen (wie Klee und Luzerne) bietet unterschiedliche Nährstoffprofile. Mischungen aus verschiedenen Pflanzenarten können eine spezielle Nährstoffversorgung gewährleisten oder auch eine ungeeignete Mischung bieten, beispielsweise einen hohen Zuckergehalt. Achte darauf, ob das Heu Giftpflanzen wie z.Bsp. Herbstzeitlose oder Jakobskreuzkraut enthält.
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Erntezeitpunkt
Der Zeitpunkt der Ernte ist entscheidend für den Nährstoffgehalt und die Rohfaserzusammensetzung des Heus. Frühes Schneiden, wenn die Pflanzen jung und blattreich sind, ergibt nährstoffreicheres Heu mit höherem Eiweiß- und je nach Grassorten auch Energiegehalt, aber niedrigerem Rohfaseranteil. Späteres Schneiden führt zu einem höheren Rohfasergehalt, der für die Verdauung förderlich ist. Oft möchten Pferdeleute Heu aus dem ersten Schnitt - allerdings ist es hier besser, nach dem tatsächlichen Schnittzeitpunkt zu fragen, da in manchen Regionen ein früher erster Schnitt zB bereits Ende April erfolgt und oft siliert wird, während anderorts Ende Juni das erste Mal gemäht wird. Dies ist auch abhängig von Geographie, bewirtschaftungsweise und Futterzusammensetzung.
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Trocknungsmethode
Die Art und Weise, wie das Heu getrocknet wird, beeinflusst seine Qualität. Schnelles und gleichmäßiges Trocknen hilft, Nährstoffverluste zu minimieren und die Bildung von Schimmel zu verhindern. Zu langsames Trocknen oder Trocknen bei hoher Luftfeuchtigkeit kann zu Qualitätsverlusten und Schimmelbildung führen. Obwohl die Feldtrocknung viele Risiken birgt, kann es auch bei Trocknungsanlagen zu Mängeln kommen – daher ist es immer wichtig, sich selbst ein Bild von der Qualität zu machen.
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Lagerung
Die Lagerung des Heus spielt eine wichtige Rolle für seine Qualität. Heu sollte trocken, kühl und gut belüftet gelagert werden, um Schimmelbildung und Verderb zu vermeiden. Lagere das Heu auf Paletten oder Gittern, um Feuchtigkeit vom Boden fernzuhalten und eine gute Luftzirkulation zu gewährleisten.
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Reinheit
Reinheit ist ein wesentlicher Qualitätsparameter. Hochwertiges Heu sollte frei von Staub, Schmutz, Unkraut, Schimmel, Giftpflanzen und anderen Verunreinigungen sein. Verunreinigtes Heu kann gesundheitliche Probleme wie Atemwegserkrankungen und Verdauungsstörungen verursachen.
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Rohfasergehalt
Der Rohfasergehalt ist wichtig für die Verdauungsgesundheit von Pferden. Heute unterstützt ein ausgeglichener Rohfasergehalt die Darmfunktion und hilft, Koliken und andere Verdauungsprobleme zu vermeiden. Der Rohfasergehalt kann durch eine Analyse des Heus bestimmt werden. Wichtige Werte hierbei sind NDF (alle Strukturkohlehydrate) und ADF (Cellulose und Lignin). Ein ADF-Wert von über 45% deutet auf einen geringeren Nährwert hin, der für übergewichtige Pferde geeignet sein kann, sollte jedoch 65% nicht überschreiten.
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Nährstoff- & Energiegehalt
Der Gehalt an Proteinen, Mineralien und Vitaminen im Heu ist entscheidend für die Ernährung des Pferdes. Diese Nährstoffgehalte hängen von der Pflanzenart, dem Erntezeitpunkt und der Bodenbeschaffenheit ab. Eine ausgewogene Nährstoffzusammensetzung ist wichtig, um den spezifischen Bedarf der Pferde zu decken. Besonders wichtig ist die Bestimmung des Zucker- und Fruktangehalts im Pferdeheu. Bei Pferden, die zu Übergewicht oder stoffwechselbedingten Erkrankungen neigen, sollte der Zuckergehalt idealerweise unter 10 %, bei gefährdeten Pferden sogar unter 6 % liegen. Der Fruktangehalt sollte unter 5% bleiben. Da Pferde nicht wie Menschen einfach in ihrer Nahrungsaufnahme stark eingeschränkt werden können, muss speziell bei übergewichtigen Pferden auf eine Energiearme Heuqualität geachtet werden.
Hoher Zucker- und Fruchtgehalt im Heu kann für Pferde problematisch sein, da dies zu Übergewicht, Hufrehe und Stoffwechselstörungen führen kann. Ein hoher Zuckergehalt im Futter kann den Blutzuckerspiegel des Pferdes stark ansteigen lassen und kann eine Überlastung der Bauchspeicheldrüse mit sich bringen. Insulinresistenz und anderen Stoffwechselproblemen sind die Folge.
Fruktane sind Mehrkettige Zuckerverbindungen, die das Pferd im Dünndarm nicht aufschließen kann, sie gelangen dann in den Dickdarm und führen dort zu einer Verschiebung des pH-Werts, was wiederum die Darmflora des Pferdes stark beeinträchtigt: Hufrehe oder Koliken sind häufig die Folge.
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Geruch und Farbe
Bei der Heubeurteilung spielen Geruch und Farbe eine entscheidende Rolle. Hochwertiges Heu sollte einen frischen, angenehmen Geruch haben und grünlich bis blass aussehen. Ein unangenehmer Geruch oder eine braune Farbe kann auf eine schlechte Lagerung oder Schimmelbildung hinweisen. Besonders der Geruch gibt wertvolle Hinweise auf die Qualität des Heus: Ein frischer, leicht süßlicher Duft deutet auf einen optimalen Trocknungsprozess und eine sorgfältige Lagerung hin.
Im Gegensatz dazu kann ein muffiger oder stechender Geruch ein Zeichen für Feuchtigkeit oder Schimmel sein, was die Gesundheit der Tiere gefährden kann. Auch die Farbe des Heus ist ein wichtiges Kriterium bei der Heubeurteilung. Ein lebhaftes Grün signalisiert einen hohen Nährstoffgehalt und eine schonende Trocknung, während eine braune oder graue Färbung oft auf minderwertige Qualität und mögliche Schimmelbelastung hindeutet. Daher ist es notwendig, bei der Heubeurteilung sowohl den Geruch als auch die Farbe sorgfältig zu überprüfen, um die Futterqualität für die Tiere sicherzustellen.
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Struktur
Die Struktur des Heus sollte langfaserig und nicht zu kurz geschnitten sein. Eine alte Bauernregel besagt, dass die Halme mindestens eine Handlänge, idealerweise 20–30 cm, lang sein sollten. Lange Fasern fördern die Kautätigkeit und die Speichelproduktion, was für die Verdauung von Pferden besonders wichtig ist. Durch das gründliche Kauen der langen Fasern wird die mechanische Zerkleinerung des Futters verbessert, was eine effizientere Nährstoffaufnahme im Verdauungstrakt ermöglicht.
Zudem unterstützt die richtige Struktur des Heus die Darmgesundheit und fördert die Bewegung des Futters durch den Magen-Darm-Trakt. Bei der Heubeurteilung sollte daher stets auf eine langfaserige Struktur geachtet werden, um sicherzustellen, dass Pferde optimal versorgt sind und Verdauungsstörungen vermieden, werden können. Ein zu kurz geschnittenes Heu kann dagegen zu Problemen wie Koliken oder einer unzureichenden Nährstoffaufnahme führen, was die Gesundheit des Pferdes beeinträchtigen kann.
Durch eine sorgfältige Heubeurteilung kannst du sicherstellen, dass deine Pferde hochwertiges und gesundes Futter erhalten. Achten Sie auf diese Qualitätsparameter, um die optimale Ernährung und Gesundheit Ihrer Tiere zu gewährleisten.
Hier kannst du deine Heuanalyse machen lassen.